Universitätstage

Die nächsten Universitätstage ...

...finden 2025 statt.

Rückblick auf vergangene Veranstaltungen

Dienstag, 20. Februar 2024
Prof. Dr. Franziska Bergmann

Der Vortrag soll am Beispiel von E.T.A. Hoffmanns bekanntem romantischen Kunstmärchen „Der goldene Topf“ erläutern, wie uns Literatur qua Imagination in phantastisch-utopische Welten zu entführen vermag. Gezeigt wird, dass es E.T.A. Hoffmann der Literatur zutraut, allein mit den Mitteln der poetischen Sprache die Einbildungskraft der Lesenden derart anzuregen, dass die Schönheit utopischer Welten nicht nur vor das innere Auge, sondern vor sämtliche inneren Sinne rücken kann und somit besonders plastisch vorstellbar wird.

Prof. Dr. Franziska Bergmann ist seit 2023 Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur mit komparatistischem Schwerpunkt an der FAU. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind neuere deutsche und west-europäische Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Interkulturalitätsforschung, Drama und Theater sowie Literatur und ihr Verhältnis zu anderen Künsten und Medien.

Dienstag, 27. Februar 2024
Prof. Dr. Monika Pischetsrieder

Die Anforderungen an unsere Ernährung haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Während in der Vergangenheit Essen vor allem satt machen und gut schmecken sollte, sind die Erwartungen inzwischen stark gestiegen. Lebensmittel sollen gesundheitsförderlich, klimafreundlich und schadstofffrei sein. Wichtig ist es uns inzwischen auch, dass Lebensmittel aus bestimmten Regionen kommen und dass sie fair gegenüber Tieren und Menschen produziert werden. Weiterhin werden die klimatischen Veränderungen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die Verfügbarkeit und Eigenschaften von verschiedenen Lebensmitteln stark beeinflussen. Im Vortrag werden innovative Konzepte und technische Entwicklungen vorgestellt, um diesen Anforderungen und Herausforderungen zu begegnen und es wird diskutiert, welche neuen Produkte in Zukunft auf den Teller kommen könnten.

Prof. Dr. Monika Pischetsrieder ist seit 1999 Professorin für Lebensmittelchemie an der FAU und leitet seit 2004 den Lehrstuhl für Lebensmittelchemie. Ziel ihrer Forschung ist es, die molekulare Zusammensetzung und die molekularen Prozesse von Lebensmitteln grundlegend zu verstehen, um mit diesem Wissen ihre Qualität, Sicherheit, Gesundheit und Nachhaltigkeit zu verbessern, sowie Lebensmittelfälschungen und -betrug aufzudecken. Dabei unterstützt die Forschungsstelle für Lebensmittelqualität und -sicherheit der FAU die Übertragung der Ergebnisse aus der Grundlagenforschung in die Praxis. Monika Pischetsrieder hat an der LMU München promoviert und habilitiert und Forschungsaufenthalte an der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio, und an der Columbia University in New York absolviert. Neben ihren Aktivitäten in Forschung und Lehre ist sie unter anderem im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und im Bioökonomierat der Bundesregierung beratend tätig.

Dienstag, 5. März 2024
Dr. Bernd Flessner

Ein oft übersehenes Detail der Wissenschaftsgeschichte sind Unmöglichkeitsprognosen involvierter Expertinnen und Experten, die immer wieder wissenschaftlichen wie technischen Utopien eine klare Absage erteilen. Fliegen nach dem Prinzip „Schwerer als Luft“, der Flug über den Atlantik, der Flug zum Mond, das Taschentelefon, die Plattentektonik oder die Sequenzierung des menschlichen Genoms – regelmäßig melden sich Autoritäten zu Wort und erklären die Unmöglichkeit oder Nichtrealisierbarkeit des avisierten Projekts. Der Vortrag bietet einen kleine Zeitreise durch die Geschichte der Unmöglichkeitsprognosen.

Dr. Bernd Flessner arbeitet als Zukunftsforscher am Kompetenzzentrum für interdisziplinäre Wissenschaftsreflexion (FAU ZIWIS). Als wissenschaftlicher Beirat des Deutschen Museums ist er für das Zukunftsmuseum in Nürnberg zuständig. Er hat für DHL, Telekom, Imbus AG an zahlreichen Zukunfts- und Szenariostudien mitgearbeitet und Bücher zu Zukunftsfragen und zur Science Fiction veröffentlicht. Sein aktuellstes Werk: Dierk Spreen / Bernd Flessner (Hg.): Die Raumfahrt der Gesellschaft. Wirtschaft und Kultur im New Space Age. Bielefeld (transcript) 2021

Dienstag, 12. März 2024
Prof. Dr. Ulrich Heber

Seit der Antike treibt die Frage, wie weit es zu den Sternen ist, die Menschen um. Genaue Antworten sind immer noch schwer zu finden. Astronominnen und Astronomen sind häufig auf indirekte Methoden angewiesen, weil die trigonometrische Methode bis vor Kurzem nur für nahe Sterne erfolgreich war. Mit dieser Methode gelang es bereits dem griechischen Astronomen Hipparch (ca. 150 v. Chr.) den Abstand des Mondes zur Erde zu messen. Die Entfernungen der Sterne konnten aber bis ins 19. Jahrhundert nicht bestimmt werden. Die Parallaxenmessung von Sternen blieb bis ins 21. Jahrhundert auf die nähere Sonnenumgebung beschränkt und damit die Verteilung der Sterne in der Galaxis unsicher. Erst mit der 2013 gestarteten Gaia-Sonde der ESA gibt es nun die Möglichkeit 1.5 Milliarden Sterne unserer Galaxis zu erfassen und so Entfernungen und Raumbewegung der Sterne in unserer Galaxis und darüber hinaus trigonometrisch zu vermessen. Bis Ende 2025 wird der Gaia-Satellit seine Messungen fortsetzen. Damit erhalten wir erstmals ein genaues Bild unserer Heimatgalaxis. Schon jetzt wird manch eine Vorstellung über die Struktur der Galaxis über den Haufen geworfen. Eine uralte Vision und Methode trägt also nach über 2000 Jahre ihre Früchte.

Prof. Dr. Ulrich Heber ist seit 1992 Professor für Astronomie und Astrophysik an der FAU – seit 2020 in ehrenamtlicher Funktion. Davor war er an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, an der er 1988 habilitierte. Umfangreiche Beobachtungstätigkeiten führten Ulrich Heber ans European Southern Observatory, La Silla Observatory in Chile. Schwerpunkte seiner Forschung sind die Sternatmosphären, Spätphasen der Sternentwicklung, Kompakte Doppelsterne sowie die Kinematik der Galaxis.

Dienstag, 19. März 2024
Prof. Dr. Norman Franchi

Eine Welt ohne digitale Vernetzung ist nicht mehr denkbar. Bereits heute sind circa 20 Milliarden Geräte aktiv mit dem Internet verbunden. Noch vor 2030 werden es mehr als 50 Milliarden sein. Der Anteil drahtlos vernetzter Systeme wird dabei rasant steigen. Die Visionen zukünftiger Mobilität, Digitalisierung, Smart Cities, Logistik, Industrie 4.0/5.0, Arbeitsformen oder auch die Anbindung der heutzutage etwa 3 Milliarden Menschen ohne Internet sind starke Treiber dieser Entwicklung. Gleichzeitig haben die Folgen von Klimawandel, Kriegen, Migration und technologischen Souveränitätsbestrebungen einen entscheidenden Einfluss auf den Bedarf, die Form und das Design der Kommunikation, der Datenverarbeitung sowie der IT-Security. Technologische Neuerungen in den Bereichen KI, Mobile Edge Cloud, Non-Terrestrial Networks, Joint Communications & Sensing, Taktiles Internet, TerahertzÜbertragung oder Quanten-Computing werden völlig neue Möglichkeiten der Vernetzung schaffen und damit unser zukünftiges privates wie berufliches Leben entscheidend prägen. Lassen Sie uns gemeinsam ein Blick auf die Zukunft werfen!

Prof. Dr. Norman Franchi ist seit 2021 Inhaber des Lehrstuhls für Elektrische Smart City Systeme an der FAU sowie seit 2023 Direktor des Zentrums für 5G/6G Mobilfunk getriebene Künstliche Intelligenz, einem Forschungssatelliten des KI Park. Zuvor forschte der an der TU Dresden und der University of California, Berkeley, zu den wissenschaftlichen Grundlagen von 5G, Campusnetzen, Industrial IoT, Resilienz in Kommunikationsnetzen sowie den technologischen Visionen zukünftigen Internets, dem sogenannten Taktilen Internet und deren Überführung in die Anwendung. Vor seiner Zeit an den Universitäten arbeitete er im Bereich Forschung und Entwicklung in der Automobil- sowie Informations- und Kommunikationstechnologien Industrie und leitete später als Geschäftsführer zwei Unternehmen. Als Koordinator der Fachgruppe 6G:ROADMAP führt er, in Abstimmung mit der EU, in der 6G-Plattform-Deutschland die 6G-Visionsbildung für Deutschland.

Dienstag, 28. Februar 2023
Prof. Dr. Wolfgang Kießling

Nachhaltigkeit für Biodiversität und Klima

Die Bedrohung durch Klimawandel und Artenschwund betrifft uns alle. Beide Krisen sind stark miteinander verwoben, werden aber bisher von der Politik als separate Themen betrachtet. Biodiversitäts-, Klima- und Nachhaltigkeitsziele werden wahrscheinlich scheitern, wenn diese Problemfelder weiterhin isoliert betrachtet werden. Viel schlauer wäre es, sich die engen Verflechtungen von Klima und Biodiversität zu Nutze zu machen, um so gegen beide Krisen effektiver vorzugehen. FAU-Paläobiologe Prof. Dr. Wolfgang Kießling erklärt wie genau das funktionieren könnte. Schlüssel sind eine Begrenzung des Klimawandels auf 1,5°C, naturbasierte Anpassung an den Klimawandel und ein Netzwerk aus geschützten Land- und Meeresgebieten, die Kohlenstoff speichern und Artenwanderungen erlauben.

Prof. Dr. Wolfgang Kießling. Foto © David Hartfiel

Prof. Dr. Wolfgang Kießling ist seit 2012 Inhaber des Lehrstuhls für Paläoumwelt an der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg. Er kam nach Stationen am Museum für Naturkunde in Berlin und der University of Chicago zurück an seine Alma Mater, wo er 1995 promoviert hatte. Er forscht über die Auswirkungen des Klimawandels auf Arten und Ökosysteme über verschiedene Zeitskalen und leitet eine Forschungsgruppe zu diesem Thema. Er wurde als Hauptautor für den Expertenbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) berufen. Die Berichte des IPCC, oft als „Weltklimarat“ bezeichnet, gelten als Grundlage der weltweiten Klimapolitik. Wolfgang Kießling war Hauptautor im sechsten Sachstandsbericht der Arbeitsgruppe II „Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit“, der letztes Jahr erschienen ist.

Bei Nachhaltigkeit geht um unser langfristiges Wohlergehen. Mit Blick auf unser Klima, Artenvielfalt oder Wasser zerstören wir jedoch die dafür notwendigen Grundlagen. Eine besondere Gefahr geht von sogenannten Kipppunkten aus. Kipppunkte – oder englisch Tipping Points – bezeichnen den Übergang eines Systems in einen neuen Zustand. Es geht um irreversible Entwicklungen, die ab einem bestimmten Punkt nicht mehr aufgehalten und kaum rückgängig gemacht werden können. In ökologischer Hinsicht gilt es, gefährliche Tipping Points zu kennen und mit aller Kraft zu verhindern. Gleichzeitig erfordert dies eine weitreichende wirtschaftliche Transformation. Aber auch der Übergang unseres nichtnachhaltigen, fossilen, linearen Wirtschaftssystems zu einer dekarbonisierten, zirkulären Zukunft erfordert einen disruptiven Systemübergang. Auch hierfür gilt es, die entscheidenden Kipppunkte zu kennen – aber nicht, um sie zu verhindern, sondern aktiv herbeizuführen. Der Vortrag diskutiert abschließend die Rolle von Politik und Unternehmen bei der Vermeidung und Herbeiführung nachhaltigkeitsrelevanter Kipppunkte.

Prof. Dr. Markus Beckmann. Foto © Rurik Schnackig

Markus Beckmann studierte Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien (Kulturwirt) in Passau, an der Universidad de Málaga und der University of Washington, Seattle. Von 2003 bis 2005 am Wittenberg Zentrum für Globale Ethik tätig. 2009 wurde er in Wirtschaftsethik an der Universität Halle-Wittenberg promoviert. Als Juniorprofessor für Social Entrepreneurship forschte und lehrte er von 2009 bis 2012 am Centre for Sustainability Management der Leuphana Universität Lüneburg. Seit 2012 ist Markus Beckmann Inhaber des Lehrstuhls für Corporate Sustainability Management an der FAU. Er ist Gründungsmitglied des just initiierten Forum N, einer Plattform für den Austausch von Universität und Praxis zum Thema Nachhaltigkeit. Zu den Forschungsschwerpunkten von Prof. Beckmann gehören neben Nachhaltigkeitsmanagement und Social Entrepreneurship auch Wirtschafts- und Unternehmensethik sowie Corporate Social Responsibility.

Der Kreislauf des Wassers wird schon seit jeher vom Klima beeinflusst. Umgekehrt ist Wasser auch ein wichtiger Klimafaktor. In diesen Zeiten erleben wir beeindruckende Änderungen des regionalen und globalen Klimas. Dies ist oft mit komplexen Interaktionen von Wasserzyklen, Kohlenstoffkreisläufen und Landnutzungen gekoppelt. Kohlenstoffkreisläufe sind aber auch eng mit dem Wasserkreislauf verbunden. Ein Beispiel hierzu ist Photosynthese, deren CO2-Aufnahme nur mit Wasser funktioniert. Andererseits gibt es auch CO2 Abgaben an die Atmosphäre aus Flüssen, die bedeutend sind. Gegenwärtig ist man eher an CO2-Senken – wie beispielsweise an Verwitterung von Silikatgesteinen – interessiert. Auch diese Prozesse hängen stark von Wasserverfügbarkeiten ab. In jedem Fall ist man zurecht besorgt, dass der Wasserzyklus wegen Landnutzungs- und Klimaänderungen aus dem Gleichgewicht gerät. Neben Temperaturänderungen äußert sich dies auch in ausgeprägten Dürren und Starkregenereignissen. Gegenwärtig sucht man nach Lösungen, sich an solche extremen Wasser-Verteilungsmuster anzupassen und versucht in der Landschaft Puffer und Ausgleiche zu schaffen. Der Vortrag soll über Möglichkeiten, Unsicherheiten und Forschungsaspekte zu diesem Thema informieren.

Prof. Johannes Barth. Foto © Elias Barth

Hydrogeologe Johannes Barth ist seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Geologie am GeoZentrum Nordbayern. Forschungsaufenthalte führten ihn unter anderem nach Kanada und Großbritannien. Er ist nicht nur ein anerkannter Experte für Grund- und Oberflächengewässer, sondern forscht auch zum Thema Kohlenstoff und Sauerstoffkreisläufe in Gewässern, die sich insbesondere bei Wassermangel und Temperaturänderungen massiv verändern können. Seit 2014 ist er Präsident des deutschen Kommitees der International Association of Hydrogeologists (IAH-D).

Dienstag, 21. März 2023
Prof. Dr. Katharina Herkendell

Bioelektrochemie: Chancen für nachhaltige Energiesysteme

Das Team von Prof. Herkendell konzentriert sich auf die emissionsarme energetische Restverwertung von Abfallstoffen durch enzymatische und mikrobielle Umwandlung. Im Vortrag erläutert sie, wie beispielsweise in Biobrennstoffzellen grüner Strom aus der Oxidation organischer Verbindungen erzeugt werden kann, wie sie in normalen Haushaltsabfällen, Körperflüssigkeiten oder in Abwässern vorkommen. Außerdem erklärt sie die Nachhaltigkeitspotentiale für biologisches und bioelektrochemisches „Power-to-X“ – einer aufstrebenden Methode zur Erzeugung von Biomethan als Erdgasersatz. Hier kann Überschussstrom aus erneuerbaren Energien genutzt werden um Abfallströme aufzuwerten, z. B. von CO2. Das Potenzial für bioelektrochemische Energiesysteme liegt in der Verwendung kostengünstiger Materialien, der dezentralen Anwendbarkeit, der erneuerbaren Katalysatorquelle, dem Betrieb bei Umgebungsbedingungen und dem langfristig prognostizierten geringeren Energieeintrag als bei thermochemischen Routen.

Prof. Dr. Katharina Herkendell. Foto © Georg Pöhlein

Prof. Dr. Katharina Herkendell beschäftigt sich im Rahmen ihrer Juniorprofessur mit bioelektrokatalytischen Systemen und Bioreaktordesign. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf der Vernetzung von Strom und biologischen Energieumwandlungsprozessen für die Erforschung alternativer Brennstoffe. Die Vertiefung im Skalieren von Biobrennstoff- wie Elektrolysezellen bauen auf Arbeiten an der ETH Zürich auf, wo sie von 2015 bis 2018 am Departement für Maschinenbau und Verfahrenstechnik promovierte und im Anschluss als Postdoc tätig war. Auf dem Gebiet der enzymatischen Bioelektrochemie forscht Sie seit ihrer Diplomarbeit an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Ihre Diplomingenieurausbildung schloss sie 2014 am Karlsruher Institut für Technologie mit Auszeichnung ab. An der FAU ist sie seit dem September 2020 als Juniorprofessorin am Department Chemie- und Bioingenieurwesen berufen. Seit 2021 fungiert sie als Beiratsmitglied der ProcessNet Fachgruppe für Energieverfahrenstechnik.

Mit zunehmendem Bewusstsein für den Klimawandel innerhalb der Gesellschaft ist der Schutz der Umwelt zu einem immer wichtigeren Thema geworden. Trotz Forderungen von Verbrauchern nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen führen positive Einstellungen oft noch nicht zum Kauf eines nachhaltigen Produktes. Selbst wenn Konsumenten die Wahl haben, wählen sie meistens die funktionale Alternative, die der Umwelt schadet. In ihrem Vortrag über „Nachhaltige Innovationen und Konsumentenverhalten“ erklären Prof. Dr. Kai-Ingo Voigt und seine Mitarbeiterin Lauren Mackintosh, wie Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes es schaffen, können das Verhalten von Verbrauchern in Richtung Umweltfreundlichkeit zu verschieben. Zudem präsentieren die Vortragenden ihr spannendes neues Forschungsprojekt „BIOTEXFUTURE TransitionLab“, welches sich mit der Konsumentenwahrnehmung von nachhaltigen Innovationen in der Textilindustrie beschäftigt. In diesem Projekt wurden rund 350.000 Social Media Daten analysiert, um Konsumentensegmente für nachhaltige Textilien sowie Motivationen für ihren Kauf und ihre Nutzung zu identifizieren.

Prof. Dr. Kai-Ingo Voigt & Lauren Mackintosh, M.Sc. Foto © Giulia Iannicelli

Seit 1998 ist Prof. Dr. Kai-Ingo Voigt Inhaber des Lehrstuhls für Industrielles Management an der FAU und war von 2003 bis 2005 Dekan der WiSo-Fakultät. Seit 2021 ist er Dekan für Weiterbildung und seit 2006 außerdem Zweitmitglied der Technischen Fakultät. Als Visiting Professor forscht er an der Tongji-Universität, Shanghai, China, der Universidad de Alcalá, Spanien, und am Babson College, USA. Ferner wurde er als erster internationaler Wissenschaftler zum Gastprofessor der University of International Business and Economics (UIBE) Beijing, China, ernannt. Die Forschungsschwerpunkte von Prof. Voigt liegen in den Gebieten: Technologie-, Innovations- und Ideenmanagement (insbesondere Geschäftsmodellinnovationen), Kreativität in Unternehmen, Industrielle Wertschöpfung und Industrie 4.0 und 5.0 (Schwerpunkte: Automobilindustrie und Maschinen- und Anlagenbau), Beschaffungs- und Produktionsmanagement, industrielle bzw. B2B-Plattformen, datengetriebene Geschäftsmodelle in der Industrie. Seit 2022 ist Lauren Mackintosh wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Industrielles Management an der FAU. In ihrer Forschung befasst sie sich mit nachhaltigen Innovationen und dem Verhalten der Konsumenten.

Dienstag, 8. März 2022
Prof. Dr. Franz Hofmann LL.M.

Was darf KI?

Die absehbare Verbreitung autonomer Systeme stellt die Rechtsordnung für neue Regulierungsaufgaben. Wie soll mit algorithmischer Rechtsdurchsetzung umgegangen werden? Ist es tatsächlich wünschenswert, wenn Rechtsbrüche von vornherein technisch verhindert werden können? Was ist die Antwort des Rechts auf technische Unzulänglichkeiten (z. B. bei „Upload-Filtern auf Interaktionsplattformen) oder unter dem Aspekt der Diskriminierung? Nicht zuletzt stellt sich die Frage, wer für Fehlverhalten von „Künstlicher Intelligenz“ einzustehen hat. Im Vortrag werden die Fragen weiter veranschaulicht und herausgearbeitet, dass die Rechtsordnung schon heute Lösungen anzubieten hat. Das „Neuland“ ist aber weder rechtlich vollumfänglich erkundet noch sind Lösungen für die vielen Interessenkonflikte abschließend ausgehandelt.

Prof. Dr. Franz Hofmann, LL.M. (Cambridge) ist Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Recht des Geistigen Eigentums und Technikrecht an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Interessenschwerpunkte sind die Grundprinzipien im Recht des Geistigen Eigentums und des Lauterkeitsrechts, Fragen der Rechtsdurchsetzung („Law of Remedies“) und Haftungsfragen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Rechtsfragen der Digitalisierung („digitales Urheberrecht“) und Rechtsfragen rund um „neue Medien“ wie YouTube etc.

Dienstag, 15. März 2022
Prof. Dr.- Ing. Felix Freiling

Chancen und Risiken des Einsatzes von KI bei der Bekämpfung von Cyberkriminalität

Neue Informationstechnologien erlauben immer auch neue Möglichkeiten der Begehung von Straftaten, die häufig mit dem Begriff „Cyberkriminalität“ belegt werden. Im Hinblick auf die Abhängigkeit hochentwickelter Gesellschaften von (kritischen) IT-Infrastrukturen bedroht diese Kriminalität heute die Stabilität unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems. Die neuen Informationstechnologien eröffnen jedoch auch neue Möglichkeiten der Strafverfolgung, wie etwa automatisierte Datensammlung und –auswertung im Netz. Die Effektivität dieser neuen Methoden provoziert jedoch regelmäßig die Frage nach den Auswirkungen auf die Grundrechte der Betroffenen. Anhand einiger Beispiele aus der Forschung versucht dieser Beitrag, das Dilemma des Einsatzes von künstlicher Intelligenz in diesem Bereich zu illustrieren. Dabei geht es sowohl um die Probleme von Straftätern, moderne Sicherheitssysteme auszutricksen, als auch um die Schwierigkeiten von Strafverfolgern, automatisiert erlangte Analyseergebnisse als Beweise zu verwenden.

Prof. Dr. Felix Freiling studierte und promovierte in Informatik an der TU Darmstadt. Nach universitären Stationen an der EPF Lausanne, RWTH Aachen und der Universität Mannheim wurde er 2010 auf den Lehrstuhl für Informatik 1 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg berufen. Schwerpunkte seiner Arbeitsgruppe in Forschung und Lehre sind offensive Methoden der IT-Sicherheit sowie digitale Forensik (IT-Beweismittelsicherung und -analyse). Mitglieder der Arbeitsgruppe sind aktiv im FAU Security Team (FAUST), das regelmäßig an weltweit ausgetragenen Hacker-Wettbewerben teilnimmt.

Dienstag, 22. März 2022
Prof. Dr.- Ing. habil. Marion Merklein

Potential der KI in der Produktionstechnik

In vielen industriellen Bereichen, insbesondere des Transportwesens, entwickelte sich in den letzten Jahren der Trend zum Leichtbau. Durch Leichtbaukonstruktionen kann der Verbrauch der Fahrzeuge gesenkt und gleichzeitig die Umweltverträglichkeit verbessert werden. Gerade höchstfeste Werkstoffe sowie hybride Fertigungsverfahren gewinnen in diesem Zusammenhang zunehmend an Bedeutung. Allerdings ist auch die Verarbeitung dieser Werkstoffklasse wesentlich komplexer und anspruchsvoller. Im Rahmen des Vortrags sollen daher innovative Verfahren dargestellt werden, wie durch Methoden der Künstlichen Intelligenz der Ausschuss reduziert und gleichzeitig die Qualität der Komponenten gesteigert werden kann. Damit wird schließlich die CO2-Bilanz verbessert und die Ressourceneffizienz optimiert.

Prof. Dr.- Ing. habil. Marion Merklein studierte von 1992 bis 1997 an der Universität Erlangen-Nürnberg Werkstoffwissenschaften und promovierte 2001 am Lehrstuhl für Fertigungstechnologie. Im Jahr 2006 erfolgte ihre Habilitation im Fachgebiet Fertigungstechnik mit Fokus auf die Charakterisierung von Blechwerkstoffen für den Leichtbau. Im Anschluss erhielt Marion Merklein gleich drei Rufe aus dem In- und Ausland. Sie übernahm 2008 Professur und Ordinariat des Lehrstuhls für Fertigungstechnologie in Erlangen. Von 2010 bis 2011 engagierte sie sich als erste Prodekanin, danach bis 2015 als Dekanin der technischen Fakultät der FAU. Marion Merklein erhielt bis heute zahlreiche Auszeichnungen und Preise, darunter auch den hoch dotierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG (2013). Im Jahr 2018 wurde sie für ihre herausragenden Leistungen in der Wissenschaft sowie ihre Vorbildfunktion für den akademischen Nachwuchs mit dem bayerischen Verdienstorden geehrt. Neben ihrer Funktion als Dekanin engagiert sich Marion Merklein auch ehrenamtlich. Sie ist unter anderem Mitglied im bayrischen Ethikrat, dem Senat der DFG sowie Fellow der internationalen Akademie für Produktionstechnik (CIRP).

Dienstag, 29. März 2022
Prof. Dr. Florian Marquardt

KI und Physik

Können Computer eines Tages eigenständig Entdeckungen in einer Naturwissenschaft wie der Physik machen? Methoden der künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens, wie tiefe neuronale Netze, haben ganz besonders seit 2016 Einzug in die Physik gefunden. Die vielfältigen Beispiele reichen von der Klassifizierung von Galaxien bis zur Erkennung magnetischer Zustände der Materie, von der effizienten Vorhersage der Dynamik vieler Teilchen bis hin zur besseren Kontrolle von Quantencomputern. In diesem Vortrag werde ich einen Überblick über diesen sich schnell entwickelnden Bereich der Physik geben, inklusive einiger Ideen aus unserer eigenen Forschung.

Florian Marquardt ist aktuell Professor für theoretische Physik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie, seit 2016, Direktor am Max-Planck-Ins- titut für die Physik des Lichts. Er hat in Bayreuth studiert und in Basel 2002 pro- moviert. Nach Aufenthalten an der Yale Universität, USA, und als Emmy-Noether Juniorgruppenleiter an der Ludwig-Maximilians-Universität München ist er 2010 nach Erlangen berufen worden. Seine Arbeitsgebiete umfassen die Schnittstelle zwischen der Nanophysik und der Quantenoptik, mit Themen wie der Kopplung zwischen Licht und mechanischer Bewegung (Optomechanik), der Quanteninformationsverarbeitung, und dem topologischen Transport von Wellen. Seit 2016 ist ein Schwerpunkt der Forschung seiner Arbeitsgruppe die Anwendung von Methoden des maschinellen Lernens auf Problemstellungen aus der Physik und das langfristige Ziel, mit solchen Methoden eine neue Form kreativer Wissenschaft zu ermöglichen.

Dienstag, 5. April 2022
Prof. Dr. Oliver Amft

Von KI, Digitalen Zwillingen und Wearables in der Medizin

Dieser Vortrag betrachtet ausgewählte Möglichkeiten zum Einsatz von KI und innovativer Technologie in der Medizin. Ausgehend von berühmten Erfolgen von KI wird der Blick zunächst auf die Einsatzmöglichkeiten in medizinischen Daten geworfen. Es wird diskutiert, welche Art und Funktion von KI in der Medizin erfolgversprechend sind und was deren Grenzen sind. Sind KI-basierte Schätzungen für geschlossene, rückgekoppelte Systeme geeignet? Lassen sich die Leistungsgrenzen von KI schätzen? Der folgende Teil fokussiert auf erklärbare Verfahren. Es wird dargestellt, wie menschliche digitale Zwillinge für das Verstehen von KI-basierten Entscheidungen und das Entdecken neuer Zusammenhänge in großen Daten genutzt werden können. Die zukünftige Bedeutung der medizinischen Entscheidungsunterstützung für Patienten wird anhand von Projekten zur gemeinsamen Entscheidungsfindung von Mensch und KI dargestellt. Der letzte Teil des Vortrags beschäftigt sich mit der gemeinsamen Modellierung und Simulation von menschlichen und technischen digitalen Zwillingen in Alltagssituationen. Ziel ist dabei u.a. die Gestaltung von personalisierten Wearables. Abschließend werden Zukunftsvisionen aufgezeigt.

Oliver Amft, Jahrgang 1975, hat an der TU Chemnitz Elektrotechnik und Informationstechnik studiert und hatte zwischen 2000 und 2004 R&D und Leitungspositionen bei der Firma ABB inne. 2008 promovierte er an der ETH Zürich mit Auszeichnung in den Bereichen Wearable Computing, Musteranalyse und Biomedizin. Danach folgten Positionen als Assistant Professor im Bereich Signalverarbeitung an der TU Eindhoven bis 2013 und anschließend als erster Leiter des W3 Lehrstuhls für Sensorik an der Uni Passau. Seit September 2017 leitet er den neu gegründeten Lehrstuhl für Digital Health an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Amft ist Mitautor von über 200 wissenschaftlichen Veröffentlichungen und hat verschiedene wissenschaftliche Auszeichnungen gewonnen. Er ist in Gremien führender, internationaler Zeitschriften für Biomedizinischen Technik und ubiquitäre Computersysteme tätig und engaiert sich für Startups im Bereich der datenbasierten Medizintechnologie.