„Die Inhalte unserer Beratung richten sich gezielt nach den konkreten Bedürfnissen der Frauen. Auf Wunsch begleiten wir sie auch bei weiterführenden Schritten wie einer beruflichen Neuorientierung oder einem Ausstieg aus der Prostitution“, erklärt Carina Angelina, die Co-Einrichtungsleiterin von Parakaleo e.V. Hinzu kommt, dass Sexarbeiterinnen – insbesondere, wenn sie aus Bulgarien oder Rumänien stammen – nicht selten eine Roma-Zugehörigkeit haben. Aus diesem Grund hat Parakaleo das Projekt „InSeRo – Integration und Sensibilisierung für Romnja in der Prostitution“ gegründet, wobei der Begriff „Romnja“ für die weibliche Form der Roma-Zugehörigkeit steht.
Intention dieser durch das Förderprogramm EhAP Plus des Europäischen Sozialfonds für Deutschland bezuschussten und bis Dezember 2028 dauernden Maßnahme ist es, den Frauen, die häufig nicht nur wegen ihrer Herkunft, sondern auch aufgrund ihrer Roma-Zugehörigkeit und ihrer Tätigkeit Diskriminierung erfahren, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihrer sozialen Benachteiligung entgegenzuwirken. Wesentliche Aufgabe ist dabei der Aufbau eines Wohnungsgebenden-Netzwerks – vor allem, da viele der Frauen am selben Ort leben und arbeiten.
„Dies kann, besonders, wenn sie aussteigen oder sich beruflich umorientieren wollen, zu einer großen Hürde werden, da der Verlust des Arbeitsplatzes oft auch den Verlust der Unterkunft bedeutet und Obdachlosigkeit droht“, erklärt Carina Angelina. Parakaleo unterstützt deshalb Frauen mit und ohne Ausstiegswunsch bei der Suche nach eigenem Wohnraum – nicht als Ort, um Sexarbeit auszuüben, sondern vielmehr, um einen geschützten, privaten Rückzugsort zu haben, der Stabilität, Unabhängigkeit und Lebensqualität schafft, weit weg vom Rotlichtmilieu.
Vor allem Frauen mit geringen Deutschkenntnissen, fehlenden sozialen Netzwerken sowie aufgrund hoher bürokratischer Hürden benötigen daher gezielte Unterstützung, um zukünftig ein selbstbestimmteres Leben führen zu können. Für diese Aufgabe ist Parakaleo mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Amberg eine Kooperation eingegangen, um auf deren Expertise in Sachen Wohnraumakquise und Vernetzung mit anderen Trägern sowie Hilfsangeboten zurückgreifen zu können.
„Gemeinsam arbeiten wir daran, lokale Akteure zu sensibilisieren und Diskriminierung abzubauen“, erklären Nadine Gräml sowie Carina Angelina und Vivien Herzog von Parakaleo. Dabei sind sie jedoch auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. „Wir suchen daher Menschen, die bereit sind, Wohnraum an unsere Zielgruppe zu vermieten, und Interessierte, die sich in deren sozialer Begleitung und Unterstützung engagieren möchten“, machen sie deutlich und bitten darum, sich bei ihnen zu melden. Daneben werden aber auch Ärzte gesucht, die Menschen in der Sexarbeit, insbesondere solche ohne Krankenversicherung und in prekären Lebensverhältnissen, ehrenamtlich medizinisch untersuchen und versorgen.
Wer sich vorstellen kann, sich in einem dieser Bereiche zu engagieren, könne sich auf eine enge Begleitung durch Parakaleo verlassen. Der Verein werde sie bei der Vermittlung unterstützen und bei sämtlichen Fragen beratend zur Seite stehen, versprechen die Verantwortlichen. Interessierten, die sich ein Engagement in diesem Bereich vorstellen können, stehen Carina Angelina von Parakaleo unter Telefon 0911/38447065 und der E-Mail-Adresse carina.angelina@parakaleo.de sowie Nadine Gräml von der Stadt Amberg unter Telefon 09621/102128 oder gleichstellung@amberg.de als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung.
(su)